Selbstbestimmung

Das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben ist schon in Art. 2 Abs. 1 des Grundgesetzes verankert. Die Idee der Selbstbestimmung ist eng verknüpft mit dem Grundgedanken der Menschenrechte. Das bedeutet, dass jedem Menschen das Recht zugesprochen wird, Entscheidungen frei von der Einmischung anderer zu treffen. In den ANKER-Zentren sind Verletzungen der Privatsphäre allerdings an der Tagesordnung. Ein selbstbestimmtes Alltagshandeln und die freie Entfaltung der Persönlichkeit werden durch Residenzpflicht, Hausordnungen, Sachleistungsprinzip, Arbeits- und Besuchsverbote massiv eingeschränkt. Die Menschen werden oft willkürlich in Mehrbett-Zimmern untergebracht – ungeachtet dessen, ob sie sich kennen oder nicht. Rückzugsorte und Raum für Privatsphäre sind nicht gegeben. Die eigenen Zimmer dürfen nicht selbst gestaltet werden und lassen sich in vielen Unterkünften noch nicht einmal abschließen. Der Wohnraum ist monoton mit Metallstockbetten und Metallspinden eingerichtet. Besuche von Familienangehörigen sind mit einem unverhältnismäßigen Verwaltungsaufwand verbunden. Kochen als Ausdruck individueller Gewohnheiten und Essensvorlieben sowie die Berücksichtigung von Unverträglichkeiten sind ebenfalls nicht möglich. Die Kleiderausgabe und die Einkaufsgutscheine für ausgewählte Anschaffungen begrenzen den persönlichen Ausdruck durch die Wahl der Kleidung. Die ausgeteilten Hygieneartikel sind nicht für alle gleichermaßen verträglich oder entsprechen nicht den persönlichen Gewohnheiten und Bedürfnissen.
Asylsuchende müssen in puncto Selbstbestimmung viele Einschränkungen erdulden. Mit der Dublin-Verordnung ist es nicht möglich, im Land der Wahl Asyl zu beantragen. Selbst innerhalb Deutschlands haben Asylsuchende kaum Einfluss auf ihren Aufenthaltsort. Mit den ANKER-Zentren verstärkt sich die Fremdbestimmung im Leben der geflüchteten Menschen massiv und beschneidet sie in ihren Grundrechten.

Aktuelle Beiträge Selbstbestimmung:

Offener Brief einer Bewohnerin aus dem ANKER-Zentrum Geldersheim

Ich komme aus einem französischsprachigen Land in Westafrika, ich bin Mutter von drei Kindern, zwei Mädchen und einem Jungen, die ...
Weiterlesen …

Ärzte der Welt beenden vorzeitg Angebot einer offenen psychiatrischen Sprechstunde

Aufgrund der schlechten Bedingungen in den ANKER-Einrichtungen in Ingolstadt/ Manching entschlossen sich die Mitarbeiter*innen von Ärzte der Welt die offene ...
Weiterlesen …

Kommentare sind geschlossen.