Securitygewalt in AnkER-Zentren

m Dezember 2020 suchte G. die Beratung des Infobus für Flüchtlinge in Ingolstadt/Manching auf und schilderte einen gewaltsamen Vorfall mit Mitarbeitenden der Security Firma der AnkER-Dependance P3.

Vorangegangen war ein Streit mit einem anderen Bewohner des Ankerzentrums. G. und der andere Bewohner hatten in der Vergangenheit öfter Schwierigkeiten miteinander gehabt und an diesem Tag kam es erneut zu einer verbalen Auseinandersetzung. Dabei wurde lautstark diskutiert und der Bewohner beleidigte G. Ein Mitarbeiter von der Betreiberfirma PulsM stufte diese Situation bereits derart eskalativ ein, dass er Mitarbeiter der Sicherheitsfirma zur Schlichtung der Situation hinzu zog. Die vier Security Mitarbeiter gingen dabei nur auf G. zu und nicht auf den anderen Bewohner.

G. berichtete, dass er in der Vergangenheit schon öfter von der Security schikaniert worden ist. Sie haben ihn ohne Grund nicht in die Unterkunft gelassen, während es draußen sehr kalt war. In der Kantine hätten sie ihm sein Getränk aus der Hand geschlagen und sich ihm gegenüber rassistisch geäußert. Aufgrund der vergangenen Vorfälle war G. von Anfang an skeptisch und befürchtete ein erneutes unfaires Handeln von Seiten der Security.

Deswegen nahm er sein Handy zur Hand, um dokumentieren zu können, was geschieht. Daraufhin forderten die Security Mitarbeiter G. auf, ihnen sein Handy zu geben. G. verweigerte dies, woraufhin das Security Personal nach dem Handy greifen wollten, ihn zu viert einengten und ihm schließlich das Handy aus der Hand schlugen und ihn mit Gewalt zu Boden drückten. Er lag bäuchlings auf dem Boden, zwei von ihnen knieten auf seinen Schultern, ein anderer fixierte seine Beine. Außerdem äußerte er mehrmals, dabei Schmerzen zu haben und nicht atmen zu können. Trotzdem wurde er weitere Minuten lang weiterhin gewaltsam auf dem Boden gehalten. Dieses Verhalten der Security ist nicht deeskalierend einzustufen, sondern zeigt vielmehr die Willkür und Gewaltbereitschaft des Sicherheitspersonals.

Uns erreichen immer wieder Berichte von Bewohner:innen in bayerischen Ankerzentren, die von Mitarbeitenden der Securityfirmen diskriminiert werden und von gewaltsamen Übergriffen betroffen sind. Wir erhielten sogar einen anonymen Anruf eines Mitarbeitenden der Securityfirma in Ingolstadt/Manching, der von rassistischen Verhalten seiner Kolleg:innen sprach. Er erzählte außerdem von Alkohol- und Drogenkonsum während den Arbeitszeiten, körperliche Übergriffe unter dem Personal und Schwarzarbeit.

Der beschriebene Vorfall in der Anker-Dependance Ingolstadt ist nur ein Vorfall von vielen, der die strukturellen Probleme aufzeigt, die mit der Zusammenarbeit der Regierung und privaten Sicherheitsfirmen einhergehen. Die Qualität und Professionalität der Mitarbeitenden soll durch interkulturelle Schulungen und Monitoring gewährleistet werden, jedoch erscheint diese aufgrund der vielzähligen Vorfälle fragwürdig. Am Ende liegt die Verantwortung bei der Regierung von Oberbayern, die die Bewachung der Ankerzentren an die Sicherheitsfirmen delegiert. Die Strukturen in den Ankerzentren und die Verantwortung über die Sicherheit der privaten Sicherheitsfirmen, begünstigt Gewalt und diskriminierende, rassistische Übergriffe.

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